75 Jahre VereinschronikDer "Reit- und Fahrverein Nordbutjadingen e.V Tossens" als Mitgestalter dörflichen Gemeinschaftslebens. Es wird erzählt, der letzte Großherzog von Oldenburg habe seinem prominenten Gast, dem König Friedrich August von Sachsen, Butjadingen gezeigt und gefragt: "Gibt es wohl etwas Schöneres?" Darauf habe der allzeit fröhliche Beherrscher des Sachsenlandes erwidert: "Wenn ich ein Rindvieh wäre, würde mir das einleuchten:' (Woebken, Wanderfahrten...) Führe "Seine Majestät" heute auf die Halbinsel, müßte sie sinngemäß hinzufügen: "Es ist nicht nur ein schönes Land für Rindviecher, es ist auch eins für Pferde."
Beiderseits der Straßen und Wege, zwischen Sielen und Grüppen weiden zahllose Pferde und Ponys auf den weiten, saftigen Marschwiesen, und mancher Pferdehalter aus der Stadt gönnt seinem Vierbeiner sommertags einen Pensionsaufenthalt in diesem flachen, grünen Land. Pferdezucht und Reitsport haben in Butjadingen Tradition. Seit jeher war der Marschbauer auf das Pferd als Hilfskraft angewiesen. Die Kinder wachsen mit den Pferden auf, und der Wunschtraum eines jeden Jungen war das Reiten. Während der Militärdienstzeit wurde die Ausbildung des jungen Reiters gefördert. Reitkenntnisse vererbten sich von Generation zu Generation. So blieb der Reitgedanke bis nach dem 1. Weltkrieg bei der Jugend Butjadingens lebendig. 1924 schlossen sich Reiterfreunde zum Reit- und Fahrverein "Butenland" zusammen mit dem Ziel, Pferdezucht und Reitsport zu fördern. Um diese Idee zu verwirklichen und den Reitsport auch in den Wintermonaten ausüben zu können, reifte der Plan, in Tossens eine Reithalle zu bauen. Da auch der Turnverein in Tossens eine Turnhalle benötigte, schlossen sich beide Vereine zu einem Verbund zusammen. 1924 wurde die Turn- und Reithalle in der heutigen Form errichtet, jedoch nicht fertiggestellt, weil das Geld ausging. Doch im Herbst des Jahres konnte zum ersten Mal in der neuen, wenn auch noch unfertigen Halle geritten werden. Mit drakonischen Maßnahmen verpflichtete der Vorsitzende Otto Baars seine Reiterfreunde, die Restfinanzierung der Reithalle zu sichern.
Am 1. Juli 1926 wurde der Verein neu gegründet. Er gab sich den Namen "Reit- und Fahrverein Nordbutjadingen, Tossens". Die Gründungsmitglieder lt. Protokoll waren: Otto Baars, Dietrich Bruns, Ludwig Bruns, Peter Cornelius, Gerrit Geil, Friedrich Harbers, Hermann Hesemeyer und Wilhelm Lürssen.
Bis 1938 wurde die Halle zum Reiten und auch für den Sport und das Schulturnen genutzt. Durch die 1933 beginnende "Gleichschaltung" aller Vereine mit bestehenden NS-Organisationen wurde der Reiterverein am 7. Juni 1937 in das "NS-Reiterkorps" übernommen. In der Kriegszeit diente die Reithalle als Getreidesilo, Viehauktionshalle, Behelfswohnung usw.
Nach dem Krieg begann alsbald wieder die Reittätigkeit. Als aber die Arbeitskräfte teurer und die Zeit in den Betrieben knapper wurden, erfolgte die reiterliche Grundausbildung nicht mehr während der Arbeitszeit, sondern nach Feierabend. Das setzte eine Unterbringung der Pferde in der Halle voraus. Indem 1963 die Reitbahn verkleinert, der Zuschauerraum entfernt und dafür Boxen errichtet wurden, trug der Verein den veränderten Verhältnissen Rechnung.
In der Landwirtschaft wurde das Pferd immer mehr durch den Schlepper abgelöst, und die Zahl der Arbeitspferde ging in Butjadingen bis auf wenige zurück. Züchter, die überleben wollten, mussten sich jetzt auf eine neue Zuchtrichtung einstellen. War bislang wegen des schweren Marschbodens ein kräftiges Pferd gezüchtet worden, so war jetzt nur noch das Reit- und Turnierpferd gefragt. Durch "mehr Blut" wurde das beliebte Oldenburger Pferd zum Reitpferd herangezüchtet.
Seit seiner Gründung besteht eine dauerhafte lokale Bindung des Reit- und Fahrvereins an den Ort Tossens, die dazu beitrug, den Verein zu einem mitgestaltenden Element im Leben des Badeortes werden zu lassen.
Waren es in früherer Zeit die Veranstaltungen anlässlich des Abreitens im März oder April und die zweimal jährlich im "Hof von Oldenburg" stattfindenden Reiterbälle, die im Blickpunkt der Öffentlichkeit standen, so waren in den Jahren 1989, 1991, 1993 die alle zwei Jahre im Verein ausgerichteten Fahrturniere Höhepunkt im Vereinsleben und ein spannungsreiches Ereignis nicht allein für die Aktiven und Ausrichter, sondern auch für die Zuschauer aus Tossens und Umgebung und ihre Gäste.
Daß der Verein seit seinem Bestehen nichts an Lebendigkeit, Aufgeschlossenheit und Sportgeist eingebüßt hat, verdankt er zum guten Teil der Kontinuität in der Vereinsführung. Die Mehrzahl der Vorsitzenden hat den Reit- und Fahrverein über viele Jahre hinweg geführt, jeder Nachfolger aufbauend auf den Erfahrungen seines Vorgängers. Die Vorsitzenden seien anerkennend erwähnt: Friedrich Harbers 1926-29, Jan Tantzen 1930-31, Friedrich Harbers 1931-32, Wilhelm Renken 1932-46, Gustav Francksen 1946-47, Bernhard Harbers 1947-48, Theo Töllner, 1948-1969, Georg Bruns 1969-75, Hartwig Bruns 1975-89, Ewald Deharde, 1989-99, Meent Bruncken, 1999-2001, Dr. Harald Hortig, 2001-2008, Jara Thomas, 2008-2013, Meent Bruncken 2013- heute
Mitte der 90iger Jahre stand der Vorstand mit Ewald Deharde, Friedrich August Brockhoff, Kerstin Endom und Dr. Harald Hortig vor einer schweren, aber auch reizvollen Aufgabe. Die fast 70 Jahre alte Reithalle entsprach nicht mehr den heutigen sportlichen Ansprüchen. Reiterliche Qualifikationen und Prüfungen bedürfen anderer Raummaße und einer den Anforderungen entsprechenden Ausstattung. Sollte der Reitsport für viele Menschen, besonders für die Jugend, eine bevorzugte Sportart bleiben, in der sie sich körperlich fit halten und Freude erfahren, so mußte aus der Planung Wirklichkeit werden. Die neue Halle wurde 1991 konzipiert und am 18. August 1996 fertiggestellt. Sie war und ist das Aushängeschild des Vereins, der sie, nicht zuletzt dank großzügiger Unterstützung der Gemeinde Butjadingen, auch mit viel Eigenleistung erstellt hat. Zum Schluß noch eins: Wir Reiter und Reiterinnen wünschen uns weiterhin eine gute und harmonische Zeit mit allen Bürgern und Bürgerinnen und Gästen hier im schönen Tossens. Und wenn Sie, lieber Leser und liebe Leserin, Freude am Reitsport haben oder Neigung dazu verspüren kommen Sie zu uns Sie sind uns herzlich willkommen. Heribert Rosier. |
Jara Thomas
Burmeide
2008 - 2013 |
Dr. Harald Hortig
Roddens
2001 - 2008 |
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Meent Bruncken
Ruhwarden
1999 - 2001 |
Ewald Deharde
Dükerweg
1989 - 1999 |
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Hartwig Bruns
Dükergroden
1975 - 1989 |
Georg Bruns
Stelterei
1969 - 1975 |
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Theodor Töllner
Langwarden
1949 - 1969 |
Bernhard Harbers
Süllwarderburg
1947 - 1949 |
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Gustav Francksen
Klein-Tossens
1946 - 1947 |
Wilhelm Renken
Ruhwarder Groden
1932 - 1937 |
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Jan Tantzen
Burmeide
1930 - 1931 |
Friedrich Habers
Seeverns
1926 - 1929 |